Die Sache

„Es geht um die Sache!“, so oder ähnlich wird oft gesagt, wenn in einer hitzigen Diskussion die Emotionen hochkochen, um wieder auf eine sachlichere Ebene der Diskutanten zu finden. Oft wird dies aber auch falsch verwendet. „Ich höre nur ich, ich, ich“, sagte kürzlich jemand. Ja, das kann schlecht sein. Doch eine Frage muss ich doch stellen dürfen: muss das „Ich“ vor einer „Sache“ verschwinden? Ist es nicht so, dass dieses „Ich“ sich bereits in eine „Sache“ einbringt? Ohne dieses „Ich“ kann sich leider keine Person einbringen, da wir nun mal Individuen sind und nur deshalb bestimmte Kompetenzen haben, die wir durch unsere sehr persönliche Lebensgeschichte gewonnen haben! Besonders fragwürdig ist es dann, wenn diese Person, die diese Kritik anbringt, bereits ihr eigenes „Ich“ mehr als genügend bedient durch die „Sache“! Es ist also immer eine Sache des Blickwinkels, ob dieser Anspruch einer Sache zu dienen gerechtfertigt ist. Meine Gedanken dazu möchte ich euch nicht vorenthalten.

Wenn nun grundlegende Bedürfnisse einer Person, die sich sehr engagiert einer Sache widmet, von anderen einfach ignoriert und übergangen werden, darf man sich nicht wundern, wenn nun diese Person die Berücksichtigung ihrer persönlichen Bedürfnisse einfordert. Ignoranz führt nur dazu, dass entweder das Engagement verschwindet, eigentlich totgeschlagen wird und nur noch „Dienst nach Vorschrift“ gemacht wird, oder diese Person wird einen anderen Platz suchen, wo ihre Bedürfnisse gesehen werden und ihr Engagement dann dort hinbringt. Leider beobachte ich viel öfter als mir lieb ist, dass im Arbeitsleben sehr häufig ein Gegeneinander, statt ein Miteinander stattfindet. Oft spielt natürlich das Geld eine mächtige Rolle, aber es entschuldigt den Egoismus von wenigen nicht, der nicht nur den Mitarbeitern, sondern auch den Zielen der Arbeit massiv schadet.

Gerade diese Personen reden oft von diesen übergeordneten Zielen, denen man sich unterwerfen müsse, sie selbst aber profitieren im Übermaß! Vorwiegend von dieser Unterwerfung, die in Wirklichkeit eine Beherrschung von Untergebenen ist, profitieren diese Egoisten. Oft schön verklärt dargestellt, als Helden, die einem übergeordneten Ziel alles opfern. Aber bei genauem Hinsehen fällt auf, dass gerade sie massiv vom Geld und der Macht über andere nicht der Sache dienen wollen, sondern nur und ausschließlich sich selbst.

Versteht mich nicht falsch: ich mag mich sehr engagieren für ein übergeordnetes Ziel und mag nicht, dass zu viel Egoismus dabei hochkommt. Aber es muss auch immer der Respekt und Achtung vor dem Individuum vorherrschen. Sobald der Respekt und die Achtung verloren gehen, um einer Sache dienlich zu sein, dann ist bereits eine sehr ungesunde Schieflage eingetreten: Ein Ziel wird über eine Person gestellt und DAS darf niemals passieren! Eine Person, ein menschliches Wesen hat immer Anspruch auf Respekt und Achtung ihrer grundlegenden Bedürfnisse. Ja, einfach so. Weil du und ich Menschen sind, haben wir uns das verdient. Wer das vergisst, hat wohl einiges im Leben versäumt und muss nun mit allen Mitteln sich selbst ins Rampenlicht stellen.

Man nimmt in Kauf einer anderen Person massiv zu schaden, nur um für sich selbst etwas herauszuholen. Wer dann noch überheblich einfordert, dass diese missachtete Person ihr „Ich“ vergessen soll, ist ein extremer Egoist und unfähig, sich in eine andere Person und ihre Situation hineinzudenken.

Wie kann also so ein Miteinander aussehen? Wenn es in einem Team, einer Arbeitsgruppe oder unter Systempartnern gelingt, die jeweiligen Bedürfnisse der anderen wahrzunehmen und sich so miteinander aufeinander einzulassen, dann ist sehr viel Energie frei für die „Sache“ oder das Ziel. Wenn aber ein Gegeneinander aufkommt, wo sogar daran gearbeitet wird, jemanden aus der Gruppe, dem Team usw. loszuwerden, dann geht die Energie verloren für das Ziel. Es ist sicher nicht einfach, sich aufeinander persönlich einzulassen, zeugt aber von gewaltiger Kreativität und Größe. Dies wird dann sicher auch im Erreichen des Ziels sichtbar! Solche Menschen haben ihr „Ich“ nicht vergessen, aber wissen worauf es schlussendlich ankommt: auf den Menschen und nicht auf das Geld. Was nützt das Geld, wenn die Menschen nicht fähig sind, es sinnvoll einzusetzen? Es wird genauso vergeudet wie die Energie.

Betriebe, Vereine usw. können sicher – wenn sie ehrlich sind – bestätigen, dass Konflikte sehr viel Energie und auch Geld oder Mitglieder kosten! Wenn die Energie nicht gesehen wird, dann kann man es jedenfalls am Geld sehen. Fällt ein Mitarbeiter aus durch Krankheit, die vom Team verursacht wurde, dann kostet dies den Betrieb sehr viel Geld. Fällt jemand im Verein aus, weil er weggeekelt wurde, dann kostet es die anderen Mitglieder mehr Energie und Aufwand, denn jemand muss ja die fehlende Person ersetzen.

Es kommt immer wieder vor, dass jemand weggeht. Solange nicht ein Konflikt der Auslöser ist, ist es eine normale Veränderung. Sollte dies aber konfliktbehaftet geschehen, sprich: man geht nicht im Guten auseinander, dann bringt das normalerweise immer Schaden mit sich. Er war vielleicht schon vorher da, weil das Team gar nicht mehr richtig arbeitsfähig war oder es sinnlose Streitereien gab. Druck erzeugt immer Gegendruck und es leidet jeder darunter. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich einfach nicht in ein Team einfügen wollen, da nützt dann nur eine Trennung. Aber oft ist es wirklich nur ein stures Machtgehabe, das eine Gruppe von Menschen entzweit.

Was ich aber viel beobachten musste, dass die Leitungen unfähig waren mit Konfliktsituationen im Team umzugehen. Da lässt man das Team einfach im Stich, nach der „Kopf-in-den-Sand“ Methode und „Das Problem wird sich schon von allein lösen!“ Fatale Haltungen in einer leitenden Position. Realitätsverweigerung in Reinkultur nenne ich das. Schwache Führungen verursachen häufig die Konflikte in Teams. Keine klare Strukturen sind ebenfalls Verursacher von Konflikten. Da Untergebene aber keine Strukturen ändern können, ist dies die Aufgabe der Leitung. Auch hier sehe ich vielfältige Versagen. Ich hoffe, dass viele Menschen in Leitungspositionen sich regelmäßig weiterbilden, was Teamentwicklung und Gruppendynamik betrifft. Unerläßlich für Personen in Führungspositionen.

Ich beobachte Betriebe, die jedes Jahr Mitarbeiter für dieselben Aufgaben suchen. Jährlich geht da jemand. Offenbar ist in der Führung niemand bereit, das Problem zu suchen und zu eliminieren, damit diese Position länger besetzt bleiben kann. Für so einen Job bewerbe ich mich sicher nicht, da es schon offensichtlich ist, dass da der Wurm drin ist. Irgendwann spricht sich das auch herum. Eines Tages wird es immer schwieriger werden, diese Position zu besetzen. Aber das geht sehr lange. Irgendwann bekommt man kein qualifiziertes Personal mehr, da niemand dort arbeiten will. Wer so mit den sogenannten „Human Resources“ umgeht, darf sich nicht wundern, dass diese Ressourcen irgendwann zu Ende sind.

Was hat das alles nun mit Südtirol zu tun? Es gibt eben auch hier Konfliktpotenzial, wie überall. Jedenfalls musste ich das Feld räumen. Meine Arbeit aufgeben. Da ich mich selbst achte und mich nicht schlecht behandeln lassen will. Mein berufliches Engagement sucht ein neues Zuhause. Damit hängen auch ein paar bürokratische Fakten zusammen, die ich euch in den nächsten Beiträgen erzählen möchte.

Mir geht es gut, da ich mich nicht beuge und mich nicht von jemandem unbegründet beherrschen lasse. Ich möchte meine Fähigkeiten gerne einbringen, wo man mich achtet und respektiert. Darauf freue ich mich schon. Inzwischen kann ich öfter hier schreiben, was auch ein Vorteil ist. Und ich habe mehr von meiner Familie beidseits des Brenners.

Genießt den Sommerbeginn! Es ist herrlich in der Natur hier zu wandern und die Sonne zu genießen. Bis demnächst!

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