Schneechaos

Viele haben es erlebt, alle reden darüber, jeder sucht den oder die Schuldigen für das katastrophale Verkehrschaos am Wochenende in Südtirol. Da ich auch am Samstag heimfahren wollte, kam ich in den Genuß eines Staugefühls. Acht Kilometer in drei Stunden auf der Autobahn. Alles verstopft. Kein Weg führte hinauf. Schuldfragen wären zu klären, aber nicht von mir. Meine Erfahrung sagt mir schon, wo es Probleme gab. Wenn aber ein Landeshauptmann sagt, dass das sowieso immer wieder passieren wird, da die Brennerstrecke immer überlastet ist, dann hat man wohl aufgegeben, um nach Lösungen zu suchen. Was mir auffiel, das schreibe ich hier mal kurz zusammen:


Aufgefallen ist mir schon am Freitag abend, dass der Enthusiasmus mit der Schneeräumung wohl nicht so groß ist, wie bei uns in Reutte. Mein Schwager arbeitete lange Zeit im Winterdienst und daher weiß ich, dass sie bei uns in Reutte immer auf „Habt Acht“ stehen, wenn Schneefälle angekündigt werden. Sobald die ersten Flocken fallen, wird losgestartet – bei Tag oder bei Nacht. Diesen Eindruck hatte ich in Südtirol nicht. Aber ich kann natürlich nur für einen begrenzten Teil vom Landl sprechen, da ich nicht überall bin…. Vielleicht klappts im Norden des Landes ja besser als im Süden?

Dann muss ich doch auch fragen dürfen, was haben Fahrzeuge ohne Winterausrüstung im Februar überhaupt auf der Straße zu suchen? Ganz zu schweigen auf der Autobahn. Herr Landeshauptmann, da könnte man aber schon was machen, oder? Vielleicht bin ich ja naiv, aber normalerweise dürfte die Kontrolle hier doch möglich sein?

In Facebook beschwerten sich so manche, dass die Autofahrer doch alle selber schuld hätten und halt nicht fahren hätten sollen. Naja, wenn das Zimmer schon wieder belegt wurde, muss man auch Glück haben, noch eins zu bekommen, nicht wahr? Jetzt mal vom touristischen Standpunkt aus gesehen.

Man meinte, dass in der heutigen Zeit doch alle Smartphones hätten und doch die Routen studieren könnten, die Nachrichten abrufen könnten etc. Ja, habe ich alles gemacht. Nachrichten gehört, auf den Sozialen Netzwerken rum geschaut, Webcams studiert usw. usf. Meldungen waren teilweise extrem widersprüchlich! Von „In ca. 2 Stunden müssten wir mit der Schneeräumung fertig sein und wir bitten um Geduld“ – so oder ähnlich hörte ich es im österreichischen Radio so ca. um 14 Uhr, bis über Stau über den Reschenpaß, weil auf österreichischer Seite am Tunnel Blockabfertigung ist. Brennerpaß sei durch hängengebliebene LKWs schwer passierbar.

Die einzig absolut klare Nachricht über den Straßenzustand war, dass ab Sterzing die Staatsstraße wegen Lawinengefahr gesperrt ist. Alles andere war nicht ganz so klar. Auch auf den Webcams konnte ich nicht viel erkennen: Waidbruck war so gut wie frei, aber ich sah keinen Hinweis, wie alt diese Fotos sind. Bei anderen war nichts zu erkennen oder sie waren außer Betrieb! Mhm.. ob man da was machen kann? Ich weiß es nicht. Bin keine Fachfrau für Webcams.

Ok. Hängengebliebene LKWs. Da stelle ich mir vereinzelte LKWs vor. Dass die Autobahn einem riesigen LKW Parkplatz glich, das hätte ich mir nie vorstellen können! Nicht nach dieser Meldung. Und schließlich gibt es diese tolle Idee mit der Anzeigentafel bei Neumarkt vor der Autobahnauffahrt. Diese sagte in etwa so: „Achtung 8 km Stau zw. Bozen Nord und Klausen“ . Da stand mit keinem Wort, dass die Autobahn ab Klausen gesperrt ist. Mit keiner Silbe. Wäre dem so gewesen, dann wäre ich niemals auf die Autobahn aufgefahren. Herr Landeshauptmann, da könnte man vielleicht auch was machen, oder? Gibt es nicht so etwas wie eine Informationspflicht für die Verkehrsteilnehmer, wenn schon so eine riesige Informationstafel vor der Einfahrt auf die Autobahn aufgestellt wurde?

DAS war das Ärgerlichste überhaupt für mich! So bezahlte ich für die Strecke Neumarkt bis Klausen und hatte eine tolle Stauerfahrung: für die acht Kilometer benötigte ich ca. dreieinhalb Stunden! Um danach festzustellen, dass ab Klausen eine Totalsperre vorliegt. Sehr interessant.

So, nur um klarzustellen, dass es wirklich sehr viel Verbesserungsbedarf gibt und dies auch durchaus machbar wäre. Informationen sind wichtig. Warum war es für mich nicht möglich, trotz aller genutzten Informationsquellen richtige Informationen zu erhalten? Warum wurde die Totalsperre nicht angezeigt? Warum werden halbherzige Aufrufe gemacht – wie etwa „Ach bitte fahrt doch jetzt nicht mehr! Es wird halt schon lange dauern..“ (Ironie!) – und nicht Klartext gesprochen: „Autobahn Totalsperre ab Klausen, Ende voraussichtlich nicht absehbar. Staatsstraße darum hoffnungslos überlastet und ab Sterzing gesperrt. Sie kommen nicht durch. Auf keinen Fall! Nehmen Sie sich ein Zimmer, bleiben Sie wo Sie sind. Wir informieren Sie…“

Also Winterdienst und Informationsdienst sind ausbaufähig. Kontrollfunktion rascher und effizienter, sprich: LKW Fahrverbot auf der Autobahn viel früher ausrufen. Kontrolle der Fahrzeuge auf Winterausrüstung an den Auffahrten…. Wäre doch eine Option?

Ein Landeshauptmann, der dann sagt, dass es eben wieder passieren wird und man da nichts machen kann, benötigt vielleicht auch mal eine Fortbildung in Sachen Verkehrsüberlastung der Hauptdurchzugstraßen und wie könnte dieses Chaos in Zukunft vermieden, oder zumindest die Koordinierung aller zuständigen Kräfte optimiert werden? Ich war ein wenig sauer, über so eine Bemerkung des LHs. Wofür haben wir dann eine Landesführung, wenn sie dann dasteht und achselzuckend sagt: „Ach, ist halt so!“ Tststs….. da kann ich nur den Kopf schütteln. Mit solch einer Einstellung hätte es niemals eine Zivilisation gegeben und wir würden noch in der Steinzeit leben.

Und die Schuld bei Nordtirol zu suchen, wie es die Frächter tun, ist nun wirklich blamabel: wer seine Aufgaben nicht macht, gibt halt jemand anderen die Schuld.

So am Schluss noch ein großes Lob: an alle freiwilligen Helfer, die wirklich geschuftet haben und vermutlich selbst an ihre Grenzen gekommen sind. Das weiße Kreuz gab uns Wasser und Semmelchen, damit wir das weiter durchhalten! Ich möchte mich auch im Namen aller anderen Verkehrsteilnehmer auf dieser Strecke herzlich bedanken, dass ihr bis spät in der Nacht im Einsatz wart! Vielen Dank!

So, jetzt weiß ich auch wieder, warum wir Außerferner für unsere Schneeräumung gelobt werden! Da möchte ich auch mal „Danke“ sagen! Das Außerfern ist spitze in dieser Disziplin und vielleicht könnten sich die Südtiroler da mal informieren, wie das organisiert ist.

Ich hoffe jedoch, dass bald wieder Frühling ist und ich nicht nochmal durch den Winter verhindert werde, nach Hause zu fahren.

Habt eine schöne Zeit, denn der Winter hat auch viele tolle Seiten, die ich auch schätzen lernte.



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