Ein Engel Teil 2

Gestern hat mir meine liebe, französische Freundin am Telefon gesagt, dass sie mich auch schon „mein Engel“ genannt hatte. Chapeaux! Ich hatte das vergessen! Jetzt konnte ich mich auch erinnern. So ist das im Leben! Warum nur neigen wir dazu, die positiven Komplimente eher zu zu vergessen, als negative Aussagen über uns? Eine Analyse….

Schon Freud stellte fest, dass für uns Menschen das „Vergessnis“ wichtiger sei, als das Gedächtnis. Leider hat er nicht dazu gesagt, wie wir das Richtige vergessen bzw. behalten können. Es ist mir in meinem Leben schon oft aufgefallen, dass der Fokus der meisten Menschen auf die negativen Dinge gerichtet ist. Beispielsweise alles, was NICHT gemacht wurde, fällt sofort auf. Man übersieht vollkommen, was bereits gemacht wurde. Oder wir bekommen Kritik und Lob, was hören wir mehr? Na klar, die Kritik.

Es scheint fast so, als wären unsere Filter in der Kommunikation so geprägt, dass sich das Positive kaum durchsetzen kann. Ich erinnere mich an eine Arbeitsstelle in der Vergangenheit – Gott sei Dank ist das Vergangenheit! – wo der Vorgesetzte und die am längsten dienende Mitarbeiterin fast ausschließlich negativ über alle Menschen gesprochen haben. Lediglich eine später dazu gekommene Mitarbeiterin war so wie ich. Wir konnten feststellen, durch jahrelange Beobachtung, dass es bei der besagten Mitarbeiterin exakt drei Menschen gibt, über die sie wenig Negatives sagt (Betonung auf WENIG Negatives, aber ebenso WENIG Positives) und das waren ihre drei Kinder! Sonst hatte sie über gar niemanden etwas Positives zu sagen!

Beim Vorgesetzten war es nicht viel anders. Unglaublich dachte ich mir eines Tages. Wie können Menschen so leben? Natürlich haben sie nie im Beisein der besagten Person etwas Negatives gesagt! Sehr wahrhaftig – Ironie off. Es war aber dadurch eine ganz schlimme Atmosphäre am Arbeitsplatz. Es schien als würde mir die Energie allein durch dieses negative Gebrabbel den ganzen Tag ausgesaugt. Manchmal hatte ich wirklich den Eindruck, dass dieses negative Gerede sogar in den Wänden und im Inventar steckt. Selbst als ich allein im Büro war, entzog es mir sehr viel Energie.

Ich versuche ein positiver Mensch zu sein. Joyce Meyer, eine amerikanische Predigerin  – wie ihre Berufsbezeichnung wirklich heißt, weiß ich gar nicht genau – sagte einmal: „Wohin der Mensch denkt, dahin geht er!“ So wird es sein. Jedenfalls sehe ich oft positive Dinge bei anderen Menschen und sage das auch gern. Manche nehmen das Kompliment erfreut an, andere werten sich selbst sofort wieder ab.

Wertschätzung ist also das Zauberwort. In einem Umfeld, wie ich es oben beschrieben habe, ist es fast nicht möglich auf Dauer dieser Negativität zu widerstehen und positiv zu bleiben. Nachdem ich aber diesen Arbeitsplatz verlassen habe, merkte ich sofort die unglaubliche Erleichterung, fast eine Befreiung von einer unendlichen Last. Ich wusste gar nicht, dass Negativität so viel reales Gewicht haben kann! Und ich konnte sofort wieder durchatmen und vor allem wieder mehr lachen.

Dass so ein Arbeitsumfeld krank macht, muss ich wohl nicht extra betonen! Endlich konnte ich wieder viel Sonne sehen und die Vögel zwitschern hören. Ich weiß wohl, dass sie immer da waren, aber meine Wahrnehmung war extrem getrübt. Seit dieser Zeit versuche ich noch viel mehr, die positiven Seiten des Lebens wahrzunehmen und die tollen Seiten der Menschen in meinem Umfeld anzusprechen. Ein gutes Wort mindestens einmal am Tag einer Person zu sagen. Mindestens einmal.

Ich habe – wie nie zuvor – das Negative so plakativ vor Augen gehabt, und natürlich habe ich die negativen Auswirkungen wirklich am eigenen Leib verspürt, dass es mir ein innerstes Bedürfnis ist, meinen persönlichen Fokus auf das Positive zu verstärken. Bei anderen wohlgemerkt.

Jetzt stelle ich fest, dass ich wohl wieder einmal mich selbst nicht so wertschätze, wie ich sollte. Wie ist es sonst möglich, dass ich so ein schönes und liebes Kompliment einfach vergessen konnte?

Ab sofort gibts einen neuen Plan für mich:
Mindestens (!) einmal am Tag etwas Positives über mich selbst zu sagen und natürlich auch über andere.  Die Menschen in meinem Umfeld, das Leben an sich, die Natur und natürlich auch mich selbst noch viel mehr wertzuschätzen. Es hat etwas mit Übung zu tun. Also statt wieder einer neuen Diät, statt wieder sich im Fitnessstudio abzurackern, einfach Wertschätzung versprühen in meiner Umgebung und bei mir selbst. Abwertung gibt es leider zu viel auf dieser Welt. Aber in meiner Welt bin ich die Königin!

 

 

 

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