Was ist Glaube?

Nur mit dieser Überschrift allein, wären jetzt – sagen wir mal ca. 90% sicher schon überzeugt, wovon dieser Beitrag handelt. Setze ich ein Bild als Titelbild ein, das auf eine Religion hinweist, dann wären dies mehr als 90%! Ok. Das ist einfach mal von mir so geschätzt. Ich dachte also darüber nach, welches Bild ich denn nehmen könnte, was der Überzeugung von ca. 90% widerspricht. Es ist nicht einfach ein relativ neutrales Bild zu finden, denn bei Landschaften, Natur oder süße Tiere ist die Religion wieder drin. Zerstörung kann ich nicht verwenden, da es ja wirklich nichts mit dem Beitrag zu tun hätte. Also welches Bild sollte ich mir dafür aussuchen? Also ein Südtirol Bild wird es wieder werden. Denn Südtirol verbindet für mich beides: Glaube und Intelligenz. Glaube widerspricht der Intelligenz normalerweise nicht. Was ich mir dazu überlegt habe, das möchte ich gerne mit euch teilen.

Oft sagt man mir: „Ich glaube an gar nichts!“ DAS glaube ich dem Sprecher aber nicht. Hat er gelogen? Nein, er ging von einer anderen Prämisse aus als ich: Er sprach vom Glauben an Gott, ich spreche vom Glauben an sich. Glaube allein betrachtet, hat nicht zwangsläufig mit Gott zu tun. Auch Atheisten glauben Dinge. Du glaubst nicht an Gott und glaubst an nichts Höheres? Ok. Aber du glaubst an das Unsichtbare! Du glaubst bspw. an die Schwerkraft, nicht weil du sie sehen kannst, sondern weil das Glas zu Boden fällt, wenn du es nicht festhältst. Du siest also die Krafteinwirkung auf einen Gegenstand, den die Schwerkraft ausübt, denn sie zieht dein Glas zwangsläufig zu Boden, sobald du es loslässt.

Allein über dieses Beispiel könnte ich viel schreiben. Dass die Fallgeschwindigkeit aus ca. einem Meter Höhe hoch genug wird, dass das Glas beim Aufprall vermutlich kaputt geht. Ich sehe die Beschleunigung nicht direkt, aber man hat es vermutlich mal in der Schule gelernt. Aber ich möchte keinen Ausflug in Schulstunden wie Physik oder Mathematik machen. Da wäre ich auch nicht geeignet dazu. Aber ich möchte über den Glauben reden. Jeder glaubt (hoffentlich), dass das Dach über unserem Kopf hält und nicht einstürzt. Wir würden recht verkrampft dasitzen in einem Raum, wenn wir diesen Glauben nicht hätten. Ja, wir alle haben Vertrauen an die Handwerker, Statiker usw., die für die Errichtung des Gebäudes verantwortlich zeichnen.

Wir glauben ab dem Augenblick, an dem wir am Morgen aufwachen. Wir gehen davon aus, dass alles noch so da ist, wie wir es hinterlassen haben im Schlafzimmer oder Wohnung, außer man hat eine große Familie, die alle bei uns wohnen! Wir glauben, dass unser Frühstück notwendig und gesund ist. Wir glauben, dass wir gute Menschen sind. Wir glauben, dass wir gut arbeiten. Wir glauben sehr viel. Wahrlich sehr, sehr viel jeden Tag. Also wenn dann jemand sagt, dass er an gar nichts glaubt, dann stimmt das nicht.

Wenn wir in der Schule – oh je, schon wieder Mathe – den Lehrsatz von Pythagoras lernen, dann haben wir keine Ahnung wie diese Formel zustande kam, aber wir glauben dem Lehrer, dass das schon so sein wird, wie er das sagt. Wir haben in Biologie vielleicht noch nie durch ein Mikroskop eine Zelle gesehen, aber glauben der Lehrerin, dass sie weiß, wie sie aussieht. Die Beispiele könnte ich endlos fortsetzen.

Ihr seht schon, dass ohne Glaube an etwas, eine Entwicklung wohl kaum möglich wäre. Wenn wir bspw. jedes einzelne Mal den Stuhl testen, ob er uns wohl trägt, dann hätten wir sehr viel zu tun.

Wir alle haben also einen starken Glauben, da sich jeder setzt ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, ob der Stuhl hält. Unser Glaube müsste schon richtig erschüttert werden – ein Stuhl müsste unter uns zusammenbrechen – um diesen Glauben zu bezweifeln. Jeder würde nach so einer Erschütterung die ersten paar Mal sich vorsichtiger setzen oder zumindest den Stuhl genau ansehen….

Bei Diskutanten ist es eben oft so, dass sie einen unerschütterlichen Glauben an ein ganzes System von höchster Komplexität haben und daher es Missverständnisse geben kann. Denn Glaube oder Vertrauen hat oft auch den Nachteil, dass wir nicht hinterfragen. Wir glauben das halt.

Wenn du mit mir eine Geschichte erzählst, dann glaube ich dir einfach mal. Ich war ja nicht dabei, also glaube ich das so. Außer du hast mich schon belogen und ich fand das heraus. Aber im normalen Alltag glauben wir einander, wenn wir reden. Sonst gäbe es keine Kommunikation.

Welchen Unterschied gibt es also zwischen dem Glauben an Gott und den anderen Glaubensinhalten? Ich denke erst mal wenig. Entweder ich glaube, dass Gott existiert oder nicht. Wenn ich das glaube, dann gehe ich davon aus, dass das schon stimmt. Der Atheist geht eben von einer anderen Prämisse aus. Er glaubt eben nicht, dass Gott existiert. Wenn aber diese zwei Prämissen aufeinanderprallen in einer Diskussion, wird es schwierig. Denn der Glaube an Gott ändert die Sichtweise und die Wahrnehmung der komplexen Systeme um uns Menschen.

Der Atheist ist genauso überzeugt, wie der Gläubige. Was aber der Unterschied ist, dass meist der Atheist Beweise verlangt, warum man an Gott glaubt. Aber auch der Atheist kann nicht beweisen, dass es Gott nicht gibt. Also hier ist folgendes: die Diskutanten glauben einander gegenseitig nicht. Daher ist die Kommunikation so schwierig.

„Beweise mir, dass es Gott gibt!“ Mhm. Stellt euch die Situation vor: jedes Mal, wenn mir jemand einen Stuhl anbietet, dass ich sage:“Beweise mir zuerst, dass der Stuhl auch nicht zusammenbricht!“ Selbst wenn diese Person sich setzt und sagt:“Hier bitte, Beweis genug?“, wäre das nicht Beweis genug! Die Person, die den Beweis erbringen möchte, ist vielleicht leichter als ich. Oder genau bei dieser Belastung kommt der ausschlaggebende Riss in den Stuhl, dass er unter mir zusammenbricht.

So, oder ähnlich verlaufen die Diskussionen über Gott mit Atheisten mit Gläubigen. Aber ihr müsst zugeben, das Stuhlbeispiel ist wenigstens irgendwie witzig. Man stelle sich das mal vor! Du bekommst Besuch und hast sofort eine Diskussion, ob der Stuhl hält oder nicht. Man hat vergessen, dass es einfach schön ist, Besuch zu haben oder gemeinsame Zeit zu verbringen. Man hätte schnell vergessen, was wir alles kreativ und schöpferisch gemeinsam machen könnten und man wäre in einem absolut sinnfreien Streitgespräch und man ist dann gegenseitig froh, wenn man wieder auseinander geht.

Ihr könntet jetzt beliebige Streit- oder Diskussionspunkte hernehmen und ihr könntet feststellen, dass genau das passiert. Jedesmal. Bei jeder einzelnen Diskussion. Es gibt also Diskussionen, die sinnlos sind oder ergebnislos enden.

Die entscheidende Frage dabei ist aber: War der Energieaufwand es wert für die Diskussion oder nicht? Habe ich etwas gelernt daraus oder nicht? Konnte ich eine neue Facette des Problems erkennen oder nicht? Sobald ich etwas Neues entdecken durfte – mir passiert das meist hinterher – war die Diskussion sinnvoll und nötig.

Selten, aber doch kommt es vor, dass sich in einer Person ein Paradigmenwechsel abzeichnet. Das Paradigma, dass es genauso ist, wie die Person vorher geglaubt hatte, ist verändert. Wenn jemand darüber nachdenkt, worüber er nie nachgedacht hatte, dann hast du einem möglichen Paradigmenwechsel im Kopf des anderen wenigstens eine Tür geöffnet. Ob es dann wirklich passiert, ist die Sache des Gegenübers.

Ganz allgemein sind wir also alle tiefgläubig. Nur der Gegenstand des Glaubens kann differieren. Im Grunde geht es aber um gemeinsame Zeit. Bei der Arbeit, zuhause, bei Freunden und unterwegs. Jedesmal, wenn ich mit einer Person spreche, und seien es auch nur wenige Worte, habe ich ihr und sie mir von der Lebenszeit geschenkt. Wir haben uns bemerkt und kurz gesprochen, wie es uns so geht, was die Familie macht usw. Das sind keine Diskussionen, aber oft nette Begegnungen! Und manchmal – wie mir heute – hatte ich danach viel Freude in mir! Es kann manchmal so einfach sein, Menschen gern zu haben.

So hoffe ich, dass ihr nicht zuviel diskutieren müsst, aber wenn schon, dann sollte doch die Energie nicht verschwendet worden sein. Das wünsche ich euch allen.

Genießt noch den Sommer, wer weiß wie lange er noch währt….

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