Andreas Hofer – unser „Ander“ und die Schützen

Bei uns Schützen gibt es immer wieder Gedenkfeiern und damit „Ausflüge“ in die Geschichte. Eine ganz besondere Begebenheit ist jedes Jahr das Andreas Hofer Gedenken. Es findet in allen Landesteilen statt. Der 20. Februar ist der Todestag von Andreas Hofer. Er wurde in Mantua hingerichtet. Was hat das mit mir zu tun? Tja, viel denke ich. Nicht nur äußerlich – immerhin trage ich Tracht – sondern und vor allem auch innerlich.

Schon meine Mama hat immer zu mir gesagt: „Du bisch so extrem! Immer ganz odr gar it! Dazwischa kennsch du nix, gell?“, nicht ohne vorwurfsvollen Unterton. Beliebt war auch von ihr: „So stur wia a Stuaschädl. Ganz dr Vatr!“ Tja, also schon von klein auf eine kleine, sture Tirolerin. Bin ich heute noch. Nur früher war ich auch noch jähzornig dazu. So konnte ich von 0 auf 100 in einer Sekunde heißlaufen! Das hat sich inzwischen sehr beruhigt, Gott sei Dank. Das war wirklich nicht sehr hilfreich!

Sturheit ist ja ein ganz bekanntes Attribut der Tiroler. Also dieses Klischee erfülle ich auf jeden Fall. Ein besonderer Fall war das Tragen eines Dirndls. Früher im Gastgewerbe musste ich das Dirndl zum Arbeiten tragen. Besonders an heißen Tagen eine Tortur! Wir nannten es damals den „Panzer“. Ich fühlte mich nicht wohl darin. Ich fühlte mich eingeengt. Als ich den Arbeitsbereich wechselte, dachte ich, dass ich nie mehr ein Dirndl tragen würde.

Doch später, als ich meinen Südtiroler Schützen kennenlernte, wollte ich mich näher mit der Tracht befassen. Meinen Schatz liebte ich besonders, wenn er die Tracht trug. Er war anders – irgendwie! So verändert. Ich wusste nicht, was es war, aber es war so toll. Er hatte da eine Ausstrahlung, die er in seinem privaten Outfit nie hatte. Das empfinde ich heute noch genauso.

Andreas Hofer Gedenken 20.02.2019 Margreid an der Weinstraße

Die Frauentracht des Südtiroler Unterlandes gefällt mir außerordentlich gut, da es eine helle Tracht ist und die Machart ist wunderschön. Also ich war immer dabei und sah dieses Marschieren und auch das Leuchten der Augen. Die Freundlichkeit untereinander. Ich fing an, mir zu wünschen, das auch zu haben. Sie sahen alle so edel aus. So stark. So stolz. Es nahm mich gefangen.

Foto aufgenommen 2015: Weihe der Gedenkkreuze am Bozner Waltherplatz

Nur hatte ich jetzt ein klitzekleines Problemchen: ich wollte doch nie mehr ein Dirndl tragen! Da ich eben stur bin, kostete es mich doch eine ganze Weile, bis ich mich durchgerungen habe, es einmal zu versuchen: ich wollte eine Tracht probieren. Ich spürte natürlich schon, dass es ein Riesenunterschied ist, ob ich ein x-beliebiges Dirndl trage oder eine Tracht. Da ich sowieso immer mit meinem Schatz bei den Ausrückungen dabei war, entschloss ich mich aktive Marketenderin zu werden.

Ich kann niemandem beschreiben, was ich empfand, als ich das erste Mal mitmarschieren durfte. Ich kann es bis heute nicht beschreiben. Ich werds mal versuchen, aber Achtung: die Beschreibung wird der Wirklichkeit nicht gerecht werden. Eine Mischung aus Sicherheit, Geborgenheit, Kraft, Stolz und Energie. Ich denke, dass in dieser Haltung der Schützen ganz viel von Andreas Hofer steckt. Er, der Mutige, der Starke und auch der Unbeugsame. Ich spürte selbst, dass die Tracht etwas mit mir macht. Wohl auch deshalb, weil ich mich besonders beobachtete.

Dass ich mich durchrang, es zu versuchen, setzte aber die Kameradschaft in der Kompanie voraus. Man hat mich von Anfang an sehr geschätzt. Alle freuten sich, wenn ich gekommen bin. Und im Laufe der Zeit habe ich verstanden, dass gerade im Südtiroler Unterland der Kampf um die Muttersprache gegen den Einfluss Italiens immer schon da war und hier auch sehr schlimm war. Der „deutsche Süden“. Ich verstand langsam, dass hier besondere Zähigkeit gefragt war. Was mich aber am meisten beeindruckte war die Lebensfreude. Vielleicht gerade deshalb? Die Unterlandler haben so viele liebenswürdige „Spitzbuben“ in allen Altersstufen!

SK Franz von Fenner Margreid

Ich bin stur, aber der Wunsch ein Teil von alldem zu werden überwiegte. Heute weiß ich, dass es ein Riesenschritt für mich war! Und es hatte mit Identität zu tun. Hier wurde ich eine stärkere Tirolerin, als ich jemals zuvor gewesen bin. Also die innere Veränderung war nötig, um die Tracht tragen zu können. Ein Stück Verwandlung musste geschehen und ich bin heute sehr dankbar dafür. Das Edle und Schöne einer Tracht hat eine große Faszination für mich. Und wir sind alle mit unserem Nationalhelden Andreas Hofer tief verbunden. Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Davon bin ich überzeugt. Nicht umsonst wird er verehrt.

Er nahm die Verantwortung wahr. Er war ein treuer Ehemann und ein gläubiger Christ. Er wollte wohl nie ein Held werden, aber die Geschichte und die besonderen Umstände haben ihn zu einem Helden werden lassen. Er wuchs über sich selbst weit hinaus. Das alles gibt mir Mut und Hoffnung. Ihr seht also, dass Andreas Hofer viel mit mir zu tun hat. Im übertragenen Sinn und, wer weiß, vielleicht auch im wörtlichen Sinn.

So kann ich von ganzem Herzen bei der Andreas Hofer Gedenkfeier dabei sein.

Ich wünsche euch allen viel Freude bei der Vorfreude auf den Frühling…. Bei uns ist ja schon Frühling, oder fast. Ich erwarte schon die Frühjahrsblüher. Bin gespannt, wann es soweit sein wird.


2 Kommentare zu „Andreas Hofer – unser „Ander“ und die Schützen

  1. Respekt Michaela es ist fast zum schämen, dass die einzige zur Zeit bist als marketenterin in Margreid. Bravo! (ist zwor nit tirolerisch)

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    1. Bin zwar nicht allein, aber seit Magdalena an den Wochenenden arbeitet, bin ich defacto großteils allein unterwegs. Vielleicht kommt ja noch eine dazu in der Zukunft! Wer weiß? Ich hoffe es jedenfalls.

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