Gesundheitssystem

Wie so oft im Leben kommt es anders, als man denkt. Da ich annahm, alle Formalitäten erledigt zu haben, die ein reibungsloses In-Anspruch-nehmen des Gesundheitssystems möglich machen, wurde ich bald eines Besseren belehrt: reibungslos gings dann doch nicht! Was dazu führte, ist mir nicht ganz klar, aber ich erzähl euch einfach, was passiert ist:

Das Gesundheitssystem hier in Südtirol unterscheidet sich maßgeblich in den Abläufen vom österreichischen System. In Österreich kann ich einfach einen Arzt anrufen und einen Termin vereinbaren. Fertig. Hier muss man eine Zentrale anrufen, um die Termine für die Fachärzte zu vereinbaren. Schon allein diese Tatsache birgt an sich schon eine große Fehlerquelle…. Also ich war bei der Hausärztin und ich bekam die Überweisungen für die Fachärzte. Überweisung heißt es hier nicht, weiß aber auch nicht mehr genau wie sie es nennen. Eventuell „Ticket“, da man auch das Ticket vor der Untersuchung bezahlen muss. Also ging ich zum Facharzt. Dort angekommen, wurde mir sofort mitgeteilt, dass ich zu spät sei. Ich hatte mir aber den Termin so notiert, als ich mit der Zentrale telefonierte. Und – wer mich kennt, weiß das – ich bin sehr penibel, wenn ich Termine vereinbare, d. h.: ich wiederhole meist zweimal das Datum und die Uhrzeit meinem telefonischen Gegenüber, bevor ich den Termin bei mir eintrage. Also siehe „Fehlerquelle“! Aber ich wurde natürlich verdächtigt, dass ich mich einfach nur verspätete bzw. es war wohl doch mein Fehler. Gut, ich entschuldigte mich und alle waren glücklich. Zu meinem Glück war eine andere Patientin überhaupt nicht erschienen – warum wohl?? – so konnte ich also doch noch drankommen. Es wurde einiges abgefragt, weil ich das erste Mal da war und dann wurde ich angewiesen, dass ich das „Ticket“ im Parterre bezahlen sollte. Als ich aber das „Ticket“, also die Untersuchung bezahlen wollte, hatte die Mitarbeiterin des Sanitätsbetriebs ein Problem: irgendetwas war hinderlich. Sie fragte mich nach meinem Geburtsdatum, aber das war korrekt eingetragen. Dann die Staatsbürgerschaft: ob ich Deutsche sei. Ich verneinte und korrigierte sie, dass ich Österreicherin bin. Sie fragte nochmals, ob ich SICHER sei! Meine Güte! Ob ich sicher bin, Österreicherin zu sein? Ich wurde fast ein bisschen ungehalten und sagte ihr, dass ich 100%ig sicher sei und ich ihr auch gerne meinen österreichischen Personalausweis zeigen könne! Außerdem stand auf der Gesundheitskarte des Staates  ja auch „Austria“. Sie tüftelte eine Weile herum und schließlich klappte es dann doch. Ich bezahlte und konnte endlich zur Untersuchung gehen. Soweit so gut.

Ein paar Tage später musste ich zur Blutabnahme. Auch hier wieder ein großer Unterschied zum österreichischen System: oben macht das der Hausarzt und am nächsten Tag kann ich den Befund haben; hier musste ich mit der Überweisung zum Labor fahren (es befindet sich im Sanitätsbetrieb), wo man mir das Blut abnahm. Man teilte mir mit, wann der Befund abzuholen ist. Also eine Woche später musste ich wieder (!) hinfahren, um den Befund zu holen. Auch hier muss man zuerst bezahlen (ich nehme an, sofern man keine „Ticketbefreiung“ hat), was aber wieder mit Schwierigkeiten verbunden war. Die nette Dame hatte wieder ein Problem mit meinen Daten. Schließlich fand sie heraus, dass ich zweimal (!) vorhanden bin: einmal mit meinen beiden Vornamen als Österreicherin und einmal nur mit meinem Rufnamen als Deutsche! Alles andere war gleich – Adresse, Geburtsdatum….

Dies war natürlich ein Problem! Diese Software ist so gemacht, dass man nicht von einem auf den anderen Patienten irgendetwas schreiben kann. So wurde meine Blutabnahme als „Deutsche“ registriert und ich kann somit nicht als „Österreicherin“ bezahlen…. Es dauerte schließlich ca. eine Stunde, bis sie es (mit einer anderen Mitarbeiterin, die spezialisiert ist auf solche Probleme) geschafft hat, die seltsamen „Zwillinge“ zusammenzuführen und ich meinen Befund bezahlen und mitnehmen konnte.

Ungeklärt bleibt die Tatsache, wie es zu diesem Problem kam! Mir fiel ein, dass bei meinem Anruf in der Zentrale mich bzw. meine Daten nicht gefunden wurden. Als ich der Telefonistin sagte, dass ich zum ersten Mal anrufe, da fragte sie mich wieder allerhand: bspw. Steuernummer, Wohnadresse usw. Sie fragte mich sicher nicht nach der Staatsbürgerschaft, aber vielleicht klang ich am Telefon wie eine Deutsche. So wäre es möglich, dass ich zweimal einen Datensatz besaß. Es wäre auch die Erklärung, dass ich einmal mit beiden Vornamen geführt wurde und das andere Mal nur mit meinem Rufnamen, denn nur diesen verwende ich bei Telefonaten…..Aber es ist letztlich nicht geklärt, wie das genau passieren konnte. Aber wie schon oben festgestellt, erhöht so eine Arbeitsstelle dazwischen (eine Zentrale zwischen Arzt und Patient) die Fehleranfälligkeit enorm.

Übrigens: in Österreich bezahle ich als unselbständig Erwerbstätige für die Blutuntersuchung rein gar nichts! Null!

Vor Kurzem sprach ich mit einer Bekannten über diese Bürokratie hier und ich musste plötzlich lachen und sagte zu ihr:“ Ach herrje, ich lebe hier im Paradies mit der Liebe meines Lebens, da muss es doch etwas zum Nörgeln geben, sonst wäre ich ja schon tot und im Himmel!“ Wir lachten nun beide sehr darüber. Auch wenn ich immer wieder einmal auf die Unterschiede zwischen Südtirol und Nordtirol hinweise, bin ich trotzdem sehr glücklich hier in Südtirol! Ein herrlicher Flecken Erde, der wirklich vieles andere erträglich macht!

Wie immer freue ich mich über eure Rückmeldungen, Kommentare, Kritik…. Da ich drei Wochen Urlaub hatte, war ich auch hier nicht sehr aktiv, aber nun bin ich zurück mit voller Energie! Lasst es euch gut gehen!

2 Kommentare zu „Gesundheitssystem

    1. Ich wusste nicht, was da auf mich zukommt… aber langsam wird klar, warum Italien immer mit den Schulden zu kämpfen hat! Es kostet viel dieser Aufwand! Danke für dein Mitlesen. Es hilft mir zu wissen, was auch für andere interessant ist….

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